Open House 2025 der Index-Werke
Zukunft statt Stillstand
Die Index-Gruppe blickt trotz schwieriger Konjunktur optimistisch und selbstbewusst nach vorn – mit neuen Maschinen, klarer Fokussierung auf Zukunftsmärkte und einem realistischen Blick auf die Herausforderungen in der Fertigungsindustrie.
27. März 2025
Im neuen ‘iXperience Center‘ am Standort in Deizisau präsentierte sich die Index-Gruppe anlässlich der diesjährigen Hausausstellung nicht nur mit einem neuen architektonischen Auftritt, sondern auch mit einem klaren strategischen Kurs. Trotz konjunktureller Herausforderungen und einem erneut rückläufigen Geschäftsjahr 2024 zeigt sich das Unternehmen bei der Pressekonferenz kämpferisch und innovativ. Die technische Führungsrolle will man weiter ausbauen – insbesondere durch Automatisierung, Technologieintegration und globales Denken.
Dr. Dirk Prust, Geschäftsführer Technik und Vorsitzender der Geschäftsführung, Reiner Hammerl, Geschäftsführer Vertrieb, und Roberto Deger, Geschäftsführer Finanzen, stellten sich gemeinsam den Fragen zur wirtschaftlichen Lage, neuen Technologien, internationalen Märkten und zur Zukunft des Standorts Deutschland.
Wirtschaftlich unter Druck ...
„2024 war kein Jahr zum Jubeln“, so Dr. Prust. Mit einem Umsatzrückgang von 11 % auf 460 Mio. Euro und einem Auftragseingang von 447,5 Mio. Euro (-14 %) schloss das Jahr zum zweiten Mal in Folge unter den Erwartungen. Besonders betroffen: China (-38 %) und Europa (-16 %). Immerhin: die USA entwickelten sich positiv, was Hammerl auf den hohen Produktivitätsbedarf dort zurückführte – „und das können unsere Maschinen.“ Allen voran mit Mehrspindelmaschinen konnte man dort punkten.
Die Prognose für 2025 sieht mit 16 Prozent Umsatzwachstum und einer verstärkten Nachfrage aus Nordamerika und neuen Branchen deutlich optimistischer aus. Hoffnung gebe auch die steigende Investitionsbereitschaft im Inland – insbesondere bei Lohnfertigern. Im Fokus steht dabei die G-Baureihe; die Drehfräszentren seien hochproduktiv und ermöglichen die wirtschaftliche und hochgenaue Komplettbearbeitung komplexer Bauteile.
Trotz wirtschaftlicher Delle hielt Index an seiner Stammbelegschaft fest. Altersbedingte Abgänge von rund 100 Mitarbeitenden jährlich wurden nicht ersetzt. Die Kurzarbeit, bereits 2023 eingeführt, wurde 2024 erneut in Teilbereichen aktiviert. „Wir setzen auf sozialverträglichen Personalumbau statt Kahlschlag“, betonte Deger.
... strategisch auf Kurs
Ungeachtet davon hält die Gruppe an ihren sechs strategischen Zukunfts-Initiativen fest. Man arbeitet kontinuierlich daran, noch globaler, effizienter, dynamischer, innovativer, digitaler und moderner zu werden.
Die globale Expansion ist und bleibt ein zentraler Pfeiler. 2024 wurden neue Tochtergesellschaften in Polen, Tschechien, Ungarn und Österreich gegründet, um näher an Kunden in Mittel- und Osteuropa zu rücken. In der Slowakei wurde die Montagefläche verdoppelt und Teile der Baugruppenmontage ausgelagert. Der dortige Standort wächst – inzwischen arbeiten 110 Mitarbeitende in einer stabilen Mannschaft. Für Index ist dies ein Hebel zur Senkung der Herstellkosten. „Die Qualität in Osteuropa ist längst auf westlichem Niveau“, so Hammerl auf Nachfrage. Es gehe nicht um Standortverlagerung im Ganzen, sondern um gezielte Entlastung deutscher Werke. Auch Service- und Hotlinefunktionen würden dort gestärkt.
In China produziert Index die ‘C200‘ für den lokalen Einsatz – mit Erfolgen bei Qualität und Applikations-Know-how. Jedoch erschweren Exportrestriktionen das Teilen von Konstruktionsdaten. Deshalb soll 2025 ein zweiter Standort in Südostasien entstehen – als Entwicklungs- und Montagebasis für die Region und um geopolitischen Risiken (z. B. Taiwan-Konflikt) zu begegnen. Potenzial im asiatischen Raum sieht man zudem in der gegenseitigen Vertriebskooperation mit dem BAZ-Hersteller Makino.
Der US-Markt bleibt vielversprechend. Der Mehrspindlerbereich erlebt eine Belebung – weniger durch Automotive, sondern vielmehr durch Anwendungen in der Medizintechnik, Hydraulik und der allgemeinen Mechanik. Amerikanische Kunden schätzen zunehmend die Effizienz hochproduktiver Komplettbearbeitungsmaschinen wie Mehrspindler und Drehfräsmaschinen. Die USA-Niederlassung nähert sich der 100-Millionen-Dollar-Umsatzmarke. Ein lokales Produktionswerk ist vorerst nicht geplant, auch wenn Zölle als Herausforderung diskutiert wurden.
Branchentrends und Marktsegmente
Die Marktdiversifizierung von Index ist inzwischen weit vorangeschritten. Der frühere Automotive-Fokus ist deutlich zurückgegangen – von 62 % Umsatzanteil im Jahr 2018 auf aktuell nur noch 7 %. Dennoch sieht das Unternehmen Potenzial für eine moderate Rückkehr auf 15 bis 20 %. Zugleich gewinnen andere Branchen deutlich an Bedeutung: In der Hydraulik- und Fluidtechnik sorgen etwa bleifreie Werkstoffe und komplexe Bauteile für Serverkühlungen für anhaltend hohe Nachfrage. Auch die Medizintechnik zeigt sich, nach einer temporären Investitionszurückhaltung, wieder auf Erholungskurs. In der Luftfahrtindustrie hingegen bleibt die Investitionsdynamik begrenzt, trotz voller Auftragsbücher bei OEMs wie Airbus. In Nordamerika etabliert sich Index zunehmend im Bereich hochvolumiger, aber technologisch anspruchsvoller Fertigung – etwa bei Steckverbindern oder Strukturteilen in Aerospace. Ein Wachstumsmarkt ist auch der Bereich Defense. Herausforderungen bestehen in der Planbarkeit und langfristigen Stabilität von Investitionsentscheidungen, insbesondere in Europa. Die Kunden sind investitionsbereit, zögern aber oft aufgrund regulatorischer Unsicherheit und hoher Energie- und Materialkosten. In Summe wurde in den vergangenen Jahren deutlich unterinvestiert, sodass es ausreichend Nachholbedarf gibt.
Fachkräfte, Ausbildung und Standortrealität
Ein zentrales Thema der Pressekonferenz war auch die Situation am deutschen Industriestandort. Dabei ging es nicht nur um Energiekosten und Bürokratie, sondern auch um die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen: „Wir haben keinen Facharbeitermangel, wir haben einen Mangel an Arbeitswilligen“, so Dr. Prust ungewöhnlich offen. Die Motivation jüngerer Generationen, häufig begünstigt durch familiäre Absicherung und Wohlstand, erweise sich zunehmend als Hemmnis für produktive Industriearbeit. Besonders die Reisebereitschaft und Wochenendarbeit im Servicebereich sei rückläufig. Wie es anders geht, zeigt sich sehr deutlich in den osteuropäischen Niederlassungen. Die Flexibilität und Einsatzbereitschaft der dortigen Teams werde zur echten Stärke im globalen Wettbewerb.
Trotzdem hält Index an seinem Ausbildungsprogramm fest. Die firmeneigene Lehrwerkstatt besteht seit 100 Jahren und bildet heute in sieben Berufen aus, darunter Industriemechaniker, Zerspanungsmechaniker (inklusive einer Zusatzausbildung ‘Precision Expert‘) und Fachinformatiker. Rund 45 Auszubildende starten jährlich, aktuell befinden sich etwa 130 junge Menschen in Ausbildung. Auch Auslandsaufenthalte, etwa in den USA, werden angeboten. Ziel ist nicht, altersbedingte Abgänge vollständig zu kompensieren, sondern gezielt Know-how aufzubauen.
Produktinnovationen 2025: Effizienz trifft Flexibilität
Anlässlich des Open House wurden 13 Maschinen unter Span gezeigt, erstmals sogar mehr Traub-Lösungen als Index-Exponate. Zudem ergänzten etwa 20 Mitaussteller – laut Marketingleiter Rainer Gondek das „Who is who der Prozesskette Zerspanung“ – die Technologie-Bandbreite für die Besucher deutlich über die Maschinen hinaus.
Bildergalerie zur Hausausstellung:
Technologisch präsentierte Index mit der neuen ‘Traub TNK40 einen produktiven Kurzdreher, der als Nachfolger der bewährten TNC42 positioniert wird. Die TNK40 kombiniert zwei Revolver mit Frässpindel und Frontapparat und bietet damit eine Lösung für komplexe Teile mit kurzen Taktzeiten. Hier gelangen Sie direkt zur Produktmeldung.
Premiere feierte auch die ‘Lean‘-Version der ‘Traub TNL12‘, die infolge eines reduzierten Ausstattungsumfangs (z. B. ohne Hochdruckpumpe, einfache Teileabführung) bis zu 30 % günstiger ist als die ‘Vollversion‘ und damit ideal für einfache Bearbeitungen bei hoher Qualität. Hier gelangen Sie direkt zur Produktmeldung.
Im Bereich der Mehrspindler wurde mit der ‘Index MS24-8‘ eine evolutionäre Weiterentwicklung der ‘MS22‘ vorgestellt – mit größerem Stangendurchlass und modernisierter Ausstattung (z. B. frequenzgeregelte KSS-Pumpen für bis zu 50 % Energieeinsparung). Hier gelangen Sie direkt zur Produktmeldung.
Ein technologisches Highlight: Das patentierte High Dynamic Turning (HDT) wurde nun auch für Revolvermaschinen umgesetzt – ein Novum. Das orthogonale Drehverfahren spart Werkzeugplätze und ermöglicht 2-fach-Simultanbearbeitung. Ein Software-Update macht die Steuerung HDT-fähig – vorerst für Siemens- und Mitsubishi-Steuerungen (Traub). Hier gelangen Sie direkt zur Vorstellung des Verfahrens.
Automation ist Trumpf
Ein zentrales Thema war der Erfolg der eigenen Automatisierung. Über 50 % der verkauften Automatisierungen stammen heute aus eigener Entwicklung. Rund 25 % der Maschinen gehen mit Robotiklösungen vom Band – Tendenz steigend. Die Automatisierungsabteilung zählt mittlerweile 20 Mitarbeitende. Vom Stangenlademagazin über standardisierte Zellen (Xcenter) bis hin zu komplexen verketteten Anlagen mit Greiferwechsel, Lasermarkierung und Ausschussmanagement – Index sieht in der Komplettverantwortung ein strategisches Alleinstellungsmerkmal. Kunden wünschen sich alles aus einer Hand – nicht zuletzt wegen besserem Service und reduzierter Komplexität bei Inbetriebnahme und After Sales. Daher erfolgt die Steuerung, Konstruktion und Integration komplett in Eigenregie. Auch die Kombination mit Makino-Fräszentren gewinnt an Bedeutung.
Fazit
Index zeigt trotz schwieriger Marktbedingungen klare Perspektive: Internationale Markterschließung, technologiegetriebene Innovation und ein hohes Maß an Eigenverantwortung in Service und Automatisierung machen den Werkzeugmaschinenbauer weiterhin zu einem relevanten Player der Branche. Die Kombination aus lokaler Verankerung und globaler Perspektive, gepaart mit hoher Fertigungskompetenz und Automatisierungs-Know-how, dürfte für die kommenden Jahre die richtige Antwort auf die Herausforderungen des internationalen Werkzeugmaschinenmarkts sein.