Präzisionswerkzeuge
„Im Projektgeschäft erzielen wir Rekorde“
Wie bewährt man sich in aktuell schwieriger Zeit als ein führender Hersteller im Markt der Präzisionswerkzeuge? Dieser Frage ging WB Werkstatt + Betrieb nach und interviewte Stefan Knecht, Director Global Automotive Engineering bei Sandvik Coromant. Im Umfeld der Hausmesse TechDays 2025, die vergangenen Donnerstag mit guter Bilanz im Technologie-Center des schwedischen Konzerns in Renningen bei Stuttgart endete, stand der Manager unserer Fachzeitschrift Rede und Antwort.
23. März 2025
Herr Knecht, sind sie mit dem Verlauf der TechDays 2025 zufrieden?
Voll und ganz. Es war von Beginn an deutlich zu spüren, dass unser Konzept, mit praxisorientierten Vorträgen und Maschinenvorführungen den Fokus auf bestimmte Marktsegmente und Kundenanforderungen zu richten, den Nerv der Zerspaner trifft. Jetzt am Ende der Veranstaltung kann man diese als vollen Erfolg bezeichnen. Mit 360 externen Besuchern wurde am letzten Tag sogar die Anzahl der Registrierungen übertroffen.
Was für Marktsegmente waren es, die Sie in den Mittelpunkt stellten?
Es waren sowohl klassische Anwendungsfelder wie der Automobilbau mit all seinen momentanen Herausforderungen, aber auch Zukunftsbranchen wie die Luft- und Raumfahrt mit ihren Aufgaben rund um die Zerspanung von Aluminium oder neuartigen Werkstoffen. Stark frequentiert waren auch spezielle Bearbeitungsschwerpunkte, deren Relevanz wir von unseren Kunden signalisiert bekommen haben und die sich an unseren Vorführstationen widerspiegelten.
Worum ging es da beispielsweise?
Um fortschrittliche Drehkonzepte, VHM-Fräsen und -Bohren, Schwingungsdämpfung, schnelles Programmieren oder das Verzahnen mittels Power Skiving. Eine Vielzahl von Industriepartnern stand uns bei der Demonstration zur Seite.
Herr Knecht, Ihrem Programm war zu entnehmen, dass zu den Schwerpunktthemen außer Lean Production, Payment per Part und Werkzeuglogistik auch Engineering Projects gehören. Welche Rolle spielen Letztere für Sie?
Eine sehr wichtige. Welchen Stellenwert das Engineering und Produkt Management für Sandvik Coromant spielt, lässt sich allein schon an organisatorischen Neuaufstellungen ersehen, die vor gut zwei Jahren stattfanden und in deren Verlauf man mir die Verantwortung des Global Automotive Managers übertrug mit dem Fokus auf weltweite Engineering-Projekte. Dieser Schritt der Neuorganisation hat uns in die Lage versetzt, noch direkter mit der Firmenzentrale zu kommunizieren, die Vorstellungen der Kunden noch schneller umzusetzen und unsere traditionell großen Entwicklungs-Investments noch gezielter in die Praxis einzuführen.
“Unsere Turnkey-Projekte kennen keine Grenzen”
— Stefan Knecht, Sandvik Coromant
Nun geht bekanntlich in der Automotive-Welt ein tiefgreifender Wandel vonstatten. Inwieweit sind Sie davon beeinflusst?
Er betrifft uns natürlich, aber es kommen uns mehrere Faktoren zugute, dank derer wir trotz allem unsere starke Position im Markt verteidigen und sogar weiter festigen konnten.
Was sind das für Faktoren?
Wir sind zum einen seit jeher sehr präsent im Automobilbau, haben dort ein gutes Standing und viel Erfahrung. Zum anderen haben wir verstärkt seit etwa zwei Jahren Expertise in puncto E-Mobilität aufgebaut, sodass wir uns auch hier zu den führenden Anbietern von Werkzeugtechnik zählen können. Und wir sind generell spezialisiert auf komplexe Engineering-Projekte, die wir mit unserem weltweiten Netzwerk an Partnern schnell und kostengünstig umsetzen. Dass Sandvik Coromant in jüngster Zeit in Schwerpunktmärkten mehrere spezialisierte Hersteller erworben und in den Unternehmensverbund integriert hat, kommt dem entgegen. Unsere Turnkey-Projekte kennen keine Grenzen.
Wie viele Mitarbeiter stehen für Engineering-Projekte zur Verfügung?
Das sind weltweit etwa 100 Ingenieure, 40 davon für Automotive, die anderen für General Machining und Aerospace. Alle sind hoch motiviert − ein weiterer Faktor, der nach meiner Überzeugung für uns spricht und dem wir den Erfolg der jüngsten Zeit zu verdanken haben. Allein 2024 hatten wir sehr positive Zahlen geschrieben, waren hoch zufrieden mit dem Ergebnis. Man kann mit Fug und Recht sagen: Im Projektgeschäft erzielen wir Rekorde.
Rekorde im Automotive-Sektor in Zeiten des Produktionsrückgangs?
Ja, das ist so. Rückgänge in einer Marktregion können wir mit einem Zuwachs in anderen Regionen kompensieren, ebenso Rückgänge bei Personenkraftwagen mit einer steigenden Lieferung in den Lkw-Sektor. Wichtig ist, die potenzielle Marktchancen zu identifizieren; unsere Ingenieure können das. Und aufgrund unserer breiten Aufstellung sind wir dann in der Lage, den Strategien unserer Kunden umgehend zu folgen. Sollten also große Automobilhersteller wie derzeit bei uns ihre Aktivitäten wieder mehr in Richtung Verbrenner- oder Hybridfahrzeuge lenken, stehen wir mit funktionierenden, effizienten Werkzeuglösungen bereit. Richtet sich ihr Fokus wieder mehr auf E-Mobilität, unterstützen wir sie auch dabei. Agilität heißt für uns das Schlagwort.
Mit welcher weiteren Entwicklung rechnen Sie?
Die Dynamik im Automotive-Bereich wird sich fortsetzen, sowohl in Bezug auf die Technik als auch auf die Organisation. So gibt es häufiger bei den Kunden neue Ansprechpartner mit neuen Vorstellungen. Automotive wird ein starker Sektor bleiben, aber andere werden stärker, zum Beispiel Luft- und Raumfahrt, Logistik und Verteidigung. Wo auch immer sich der Bedarf bei der Zerspanung hinbewegt: Wir als Unternehmensgruppe sind darauf vorbereitet und können darauf reagieren − weltweit und im Interesse unserer Kunden.
Herr Knecht, vielen Dank für das Gespräch.