Grob-Hausmesse 2024

Elektromobilität weist den Weg

Vier Jahre benötigte Grob, um sich als Zulieferer im Umfeld der E-Mobilität neu zu erfinden. Mit Erfolg. Die ‘Stromer‘-Lösungen treiben den Auftragseingang zu neuen Rekordhöhen. Die Wurzeln in der Zerspanung bleiben jedoch eine tragende Säule, das belegte die Hausmesse.
22. Juli 2024
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Vorstoß in neue Werkstückdimensionen: die G920F4 ist ein vierachsiges, zweispindliges Bearbeitungszentrum, mit dem Grob Zulieferer und OEMs in puncto Bearbeitung von Strukturbauteilen wie Aluminiumprofile, von Batteriegehäusen sowie Mega- und Giga-Castings – bevorzugt in der Elektromobilität – adressiert© Hanser
Aus der Not eine Tugend gemacht zu haben, diesen Erfolg können sich die Grob-Werke in Mindelheim wie wohl kein zweiter Werkzeugmaschinenhersteller ans Revers heften. Das belegen auch die Zahlen, die CFO Wolfram Weber anlässlich der Hausausstellung 2024 präsentierte: Bis ins Geschäftsjahr 2017/18 (endet bei Grob jeweils im Februar) war der Umsatz rund um den Verbrenner sukzessive auf gute 1,5 Milliarden Euro gestiegen. Das perspektivisch seitens der Politik definierte Verbrenner-Aus ließ den Umsatz jedoch innerhalb der folgenden vier Jahre auf 1,1 Milliarden Euro abschmelzen. Die in dieser Transformationsphase neu adaptierten Technologien rund um Batterien und Elektromotoren haben den Umsatz im nun abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 innerhalb von nur zwei Jahren auf knapp 1,8 Milliarden Euro hochschnellen lassen (Auftragseingang 2023/24 erstmals 2 Milliarden Euro).

Organisch weiter wachsen

Smartes Produzieren mit automatisierten Maschinen leichter gemacht: fahrerlose Intralogistik von Werkstücken, Werkzeugen, Vorrichtungen, Paletten, Spänekübeln et cetera mit dem neuen Grob Mobile Robot (GMR)© Hanser
Heute lassen sich 60 Prozent des Auftragseingang zur E-Mobilität zurückverfolgen. Auch die Zerspanung trägt dazu bei. Betrachtet man die Investitionen in den Ausbau des Stammsitzes mit immer weiteren riesigen Hallen, deren Produktionsfläche sich aktuell auf knapp 200.000 m2 summieren, sowie die steigende Zahl der Mitarbeitenden (8800 in der Gruppe, davon 5800 – ein Plus von über 1500 Mitarbeitern innerhalb der letzten drei Jahre – in Mindelheim), so wird das von Grob-CEO German Wankmiller postulierte Ziel des weiteren organischen Wachstums von jährlich 7 bis 8 Prozent greifbar. „Dafür muss es uns auch weiterhin gelingen, die benötigte Zahl neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und an das Unternehmen zu binden. Dann können wir mit den richtigen Produkten zur rechten Zeit am richtigen Ort sein.“

Neuheiten zur Hausmesse

Die rund 4000 Besucher erhielten zur Hausmesse einen Einblick in die dynamischen Produkt- und Technologieentwicklungen, bei der man die Unternehmenswurzel ‘Zerspanung‘ keinesfalls aus den Augen verlieren will. Die 64 mitausstellenden Partnerfirmen sorgten zudem für ein technologisch breit gefächertes Technik-Update. Die Neuheiten im Umfeld der Zerspanung:
  • Für die Bearbeitung von Mega- und Giga-Casting mit steigenden Dimensionen hat Grob im Sommer 2023 mit der G900-Serie nochmals eine Größenordnung aufgesattelt, was Kunden in der Automobil- und Luftfahrtindustrie freuen wird. Erstmals zu sehen war die vierachsige G920F4, die wahlweise zwei nebeneinander oder übereinander angeordnete Spindeln und einen Tisch besitzt, auf dem Werkstücke (Batteriegehäuse ...) bis 2900 mm Länge bearbeitet werden können. Die G920X hingegen fokussiert die Bearbeitung von Strangpressprofilen mit bis zu 2550 mm Länge und ist daher mit zwei übereinander angeordneten Spindeln und Brücken konzipiert. Die G920F5 wiederum ist für die doppelspindlige 5-Achs-Bearbeitung von Vorder- und Hinterwagen (Underbodies) gedacht. Ihr X/Y/Z-Arbeitsbereich beläuft sich auf 2950/2050/900 mm.
Die Grob-Führung hat den Turn around in Richtung Elektromobilität erfolgreich vollzogen: CFO Wolfram Weber, Aufsichtsratsvorsitzender Christian Grob, CEO German Wankmiller und CSO Christian Müller (von links)© Hanser
  • Bezüglich des anhaltenden Trends zur Prozessautomation zeigte Grob seine Lösungsbandbreite an rund einem Viertel der 47 ausgestellten Maschinen. Inzwischen geht die Hälfte der Stand-alone-Maschinen inklusive Automation zu den Kunden, die in diesem Segment neben Automotive auch aus dem Maschinenbau, der Medizintechnik, dem Werkzeugbau oder der Energietechnik stammen. Neu im Portfolio neben Roboterzellen, Palettenspeicher und Werkzeugzusatzmagazinen war der ‘Grob Mobile Robot‘ (GMR) für die fahrerlose Intralogistik-Verkettung und -Anbindung für Paletten und Werkzeuge, aber auch Spänebehälter.
  • Grob bewegt sich auch im Bereich der additiven Fertigung. Die 2022 eingeführte Anlage ‘GMP300‘ (Grob Metal Printing) nutzt Aluminiumdraht, der aufgeschmolzen und ähnlich wie bei einem Inkjet-Drucker im flüssigen Zustand auf eine beheizte Bauplatte mit den Abmessungen 300 × 300 mm aufgetragen wird. Neuerungen hierbei sind ein verbessertes Abdichtungskonzept für die Bauraumkammer, ein Kamerasystem für die Echtzeitüberwachung und eine zweite Drahtzuführeinheit für einen noch schnelleren Materialwechsel. Zusätzliche Sensoren für Temperatur- und Prozessüberwachung verbessern die Kontrolle und Qualitätssicherung des Druckprozesses. Es kann ein breites Spektrum an Aluminiumlegierungen verarbeitet werden, wie etwa Reinaluminium, Aluminium-Silizium-Legierungen und auch hochfeste Legierungen mit Magnesiumanteilen.
So darf man gespannt sein, wie und in welche Richtung sich Grob nach dem Motto ‘Excellence in sustainable technology‘ nachhaltig weiterentwickeln wird.

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