Schleifen - Schleifscheiben und Aufnahmen

Aufnahmen für Schleifscheiben

Der Aufnahmeflansch für Schleifscheiben ist passend zu den Gebrauchsanforderungen an die Schleifscheibe und den Belastungen während des Prozesses ausgelegt. Er soll ermöglichen, die Schleifscheibe ohne erheblichen Kraftaufwand auf die stählerne Spannvorrichtung aufzuschieben.
11. Mai 2016
© Handbuch Spanen, Carl Hanser Verlag
Gemäß dem Verband der Europäischen Schleifmittelhersteller FEPA sind bei der Werkzeugaufnahme konventioneller und hochharter Schleifscheiben eine Reihe von Vorschriften zu beachten (FEPA 2001). Unabhängig vom Bindungs- und Kornmaterial erfolgt zunächst eine Sichtprüfung der nicht eingebauten Schleifscheibe, um unmittelbar grobe Beschädigungen wie Abplatzungen oder Risse im Werkzeug zu erkennen. Anschließend erfolgt je nach Schleifscheibentyp eine sogenannte Klangprobe.
Vor Einbau einer keramisch gebundenen konventionellen Schleifscheibe mit einem Durchmesser von größer als 80 mm oder einer hochharten Schleifscheibe mit keramischem Trägerkörper wird bei der Klangprobe am trockenen und sauberen Werkzeug jede Schleifscheibenseite ca. 5 cm unter dem Umfang in axialer Richtung mit einem nicht metallischen Gegenstand (vorzugsweise Gummihammer) in 45°-Schritten wiederholt leicht angeschlagen.
Bei großen und breiten Schleifscheiben erfolgt die Prüfung durch leichtes Anschlagen am Umfang. Anhand des auftretenden Tones lassen sich auf einfache Weise Fehler in der Scheibenstruktur detektieren, die bei der Sichtprüfung nicht notwendigerweise auffallen. Tritt beim Anschlagen statt eines klaren Tones ein schnell abschwellendes dumpfes Geräusch auf, so ist ein Einbau der Schleifscheibe unbedingt zu unterlassen. Bei kunstharzgebundenen konventionellen Schleifscheiben ist eine Klangprobe auf Grund inhärent hoher Dämpfungswerte weniger eindeutig.
Die Klangprobe durch Anschlagen unterbleibt bei kleinen Werkzeugen mit Durchmessern kleiner als 80 mm, wie z. B. bei Schleifstiften, bei auf Grundkörpern aufgebrachten hochharten cBN- oder Diamantbelägen (Ausnahme keramische Trägerkörper) wie auch bei konventionellen Schleifscheiben mit Gewindeeinsätzen oder Glasfaserverstärkung (FEPA 2001).
Nach Sicht- und Klangprüfung erfolgt die Aufnahme der Schleifscheibe in die Maschine. Der Aufnahmeflansch ist dabei durch den Maschinenbauer passend zu den Gebrauchsanforderungen an die Schleifscheibe und den Belastungen während des Prozesses auszulegen. Es soll dabei möglich sein, die Schleifscheibe ohne erheblichen Kraftaufwand auf die stählerne Spannvorrichtung aufzuschieben. Die Bohrung der Schleifscheibe ist dabei auf Übermaß, der Flanschauf Untermaß toleriert. Insbesondere bei hochharten Schleifwerkzeugen darf die Passung jedoch nicht so locker sein, dass eine radiale Bewegung feststellbar ist.
Typischerweise finden sich bei der Präzisionsbearbeitung mit hochharten Schleifwerkzeugen H6/h6 Bohrungs- bzw. Flanschtoleranzfelder, während bei Präzisionsanwendungen mit konventionellen Werkzeugen von der FEPA mindestens H11/f7-Toleranzfelder gefordert werden (FEPA 2001). Beim Einbau der Schleifscheibe sind nach DIN 6375 zwischen den Anschlägen und den Werkzeugstirnflächen bei konventionellen Schleifscheiben und auch bei hochharten Schleifscheiben mit keramischem Trägerkörper und einem Durchmesser von mehr als 20 mm elastische Zwischenlagen aus Weichpappe oder Kunststoff mit einer Dicke von 0,2 bis 1 mm zu verwenden.
Durch die beidseitigen Zwischenlagen wird die Druckverteilung zwischen Spannvorrichtung und Werkzeug homogenisiert, eventuelle Formfehler ausgeglichen und das Durchrutschen des Werkzeugs samt damit einhergehender Beschädigung der Spannvorrichtung vermieden (DIN 6375).
Abb. 13.32: Beispiel für eine Schleifscheibenaufnahme (schematisch)© Handbuch Spanen, Carl Hanser Verlag
Die verwendeten Spannflansche haben einen Mindestdurchmesser von einem Drittel des Scheibendurchmessers, bei einer radialen Mindestüberdeckung (Breite des Aufspannbereichs) entsprechend einem Sechstel der Schleifscheibenhöhe. Abbildung 13.32 zeigt beispielhaft eine Schleifscheibenaufnahme in schematischer Darstellung. Für weitere Informationen über Spannflanschausführungen bei Einsatz unterschiedlicher Schleifscheibengeometrien wird an dieser Stelle auf die Literatur verwiesen (FEPA 2001).