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Partner der Automobilzulieferer

Transfermaschine – Nachbearbeitung von Kaltumformteilen – Hochvolumenfertigung

Wie wird man als Maschinenbauunternehmen Technologiepartner bei einem weltweit führenden Automobilzulieferer? Indem der Kunde, die SFS Group im schweizerischen Heerbrugg, mit einer Transfermaschine aus dem Hause Sema Maschinenbau Erfolge feiert.
3. September 2019
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1 Nachbearbeitung von Kaltumformteilen bei SFS© Sema
Seit 1960 werden bei SFS im schweizerischen Heerbrugg Schrauben produziert.
Was in den Firmenanfängen hauptsächlich der Abdeckung des Bedarfs der Bauindustrie vor Ort diente, entwickelte sich sehr schnell zu einem auf den Export in internationale Märkte orientierten Zulieferunternehmen für die Automobilindustrie und weitere Branchen. Heute zählt man in der SFS Group rund 10 000 Mitarbeiter an 80 Vertriebs- und Produktionsstandorten in 26 Ländern. Das Unternehmen erwirtschaftete 2018 einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro.
Eine von Beginn an bei SFS eingesetzte Kerntechnologie ist die Kaltmassivumformung. Ausgehend von einem Rohteil, in der Regel einem Drahtabschnitt, presst man Stahl in zwei bis sechs Umformstufen in die gewünschte Form. Die Vorteile liegen auf der Hand: hohe Mengenleistung und spezielle Formgebungsmöglichkeiten. Auch höhere Festigkeitswerte des Pressteils gegenüber Drehteilen und Oberflächengenauigkeiten wie bei einem geschliffenen Werkstück werden bei den Kunden geschätzt und auch gefordert.

Der Weg zum Technologiepartner

Um diesen hohen Anforderungen in Bezug auf Formtoleranzen und Qualität in der spanenden Nachbearbeitung von Kaltumformteilen gerecht zu werden, setzt man bei SFS auf eine enge Zusammenarbeit mit Technologiepartnern aus der Werkzeugmaschinenbranche.
Welche Kriterien ein Hersteller für Produktionsanlagen bei SFS erfüllen muss, um als Technologiepartner in Frage zu kommen, beschreibt Werner Ryser, Bereichsleiter Technik Standort Heerbrugg, am Beispiel einer kürzlich erworbenen Transfermaschine für die Bearbeitung von Hochvolumenpräzisionsteilen, der MT-40-V von Sema Maschinenbau: »Schon bei der Anfrage von Investitionsprojekten bei einem Werkzeugmaschinenhersteller trennt sich für uns die Spreu vom Weizen. Wer seine Angebote bezüglich Maschinen- und Werkzeugkonzept professionell ausarbeitet und zeitnah anbieten kann, der sammelt Punkte im dynamischen Umfeld der Automobilzulieferindustrie. Das gilt auch für SFS.«
2 Werner Ryser (Bereichsleiter Technik SFS) und Tobias Schiessel (Projektleiter Technik SFS) vom Standort in Heerbrugg vor der Rundtaktanlage MT-40-V von Sema Maschinenbau © Sema
Hat Werner Ryser dann das Angebot vorliegen, gehören das Preis-Leistungs-Verhältnis der Maschine, ein schneller Liefertermin sowie möglichst kurze Taktzeiten zu den ersten Entscheidungskriterien. Daran erkennt der Bereichsleiter die Risikobereitschaft beim Anlagenbauer, die ebenfalls ein wichtiges Kriterium ist.
Auch in der Projektabwicklung selbst kann sich der Maschinenhersteller den Ruf als verlässlicher Technologiepartner bei SFS erarbeiten. Hier achtet man auf saubere Projektplanung und straffe Terminverfolgung. Transparenz in der Kommunikation des Projektfortschritts und Zusammenarbeit bei der Lösung von unvorhergesehenen Problemen werden ebenfalls bewertet.
Die wahre Qualität eines Anlagenbauers, der als langfristiger Technologiepartner bei SFS eingestuft werden will, zeigt sich allerdings erst nach der Inbetriebnahme der Maschine. Wie gut funktioniert die Serviceabteilung? Gibt es ein Servicekonzept, welches mit den Ansprüchen von SFS kompatibel ist? Denn wer, wie SFS, in einem Verbund von Produktionsstandorten weltweit agiert, braucht einen Partner mit schnellen Reaktionszeiten bei Serviceeinsätzen oder Ersatzteillieferungen, ob das in Europa ist, in den USA oder in China.
3 Arbeitsraum der MT-40-V von Sema Maschinenbau© Sema
Sind all diese Kriterien positiv erfüllt, darf das Maschinenbauunternehmen mit Innovationen und Technologie glänzen. In unserem Fallbeispiel ist das die vertikale Rundtaktanlage MT-40-V von Sema.

Bearbeitung komplexer Werkstücke

Aufgespannt auf einem vertikal positionierten Rundtisch mit sechs Stationen, kann das Werkstück auf zwei Stationen bei Bedarf von bis zu drei Seiten gleichzeitig mit CNC-gesteuerten 3-Achs-Einheiten bearbeitet werden. Auf weiteren drei Stationen ist immer noch eine Bearbeitung von zwei Seiten mit entsprechenden Einheiten möglich. Eine Station dient der Be- und Entladung. Das ergibt insgesamt eine Teilebearbeitung mit bis zu zwölf Bearbeitungseinheiten bei automatischer Teilezuführung. Die Teilebearbeitung selbst erfolgt durch unabhängig angesteuerte 3-Achs-Module mit Linearmesssystemen, die bis auf das Mikrometer genau korrigierbar sind. Damit lassen sich in einer Aufspannung auch komplexe Werkstücke sehr präzise bearbeiten.

Stabilität und Präzision auch bei großen Zerspankräften

Die in der MT-40-V eingesetzten Motorspindeln können ein Nennmoment von 15 Nm erreichen. Die maximale Spindeldrehzahl liegt bei 20 000 min-1. Die Werkzeugaufnahme ist in der Regel ein HSK 50-C. Um leistungsstarke Motorspindeln dieser Klasse in einer so kompakten Bauform erfolgreich zum Einsatz zu bringen, benötigt es ein durchdachtes Design der Maschinenbasis. Die Stahl-Schweißkonstruktion mit Mineralgusshinterfüllung verleiht der MT-40-V die benötigte Stabilität für hochpräzise Bearbeitungsoperationen.
Dem gleichen konstruktiven Grundprinzip folgt auch die Auslegung des Rundtisches der MT-40-V mit leistungsstarkem Torquemotor. Die Lagerung des Rundtisches mit Gegenlager unterstützt die Präzision im Bearbeitungsprozess. Eine gesteuerte Drehdurchführung ermöglicht die Übergabe von Medien direkt an die Spannvorrichtung. Die hohe Stabilität der MT-40-V wirkt sich zudem positiv auf die Lebensdauer der Maschine und auf die Standzeit der Werkzeuge aus.
Die vertikale Anordnung des Rundtisches und die Abschottung des Arbeitsraums mit steil abfallenden Edelstahlverkleidungen optimieren den Spänefluss und minimieren den Reinigungsaufwand im Bearbeitungsbereich. Die gute Zugänglichkeit des Arbeitsbereichs und die übersichtlich angeordneten Bedien- und Wartungselemente vereinfachen den Maschinenbetrieb.

Flexible Serienmaschine mit Potenzial

Die flexible Modulbauweise der MT-40-V mit standardisierten Maschinenkomponenten ermöglicht eine Vielzahl an unterschiedlichen Konfigurationen, passend für verschiedene Anforderungen. Die einfache Automatisierung der Teilebeladung und Entladung unterstützt ebenfalls dieses Prinzip. Man kann also ein standardisiertes Maschinenkonzept für viele unterschiedliche Komplettbearbeitungen einsetzen. »Durch diese Flexibilität hat diese Serienmaschine ein hohes Potenzial für zukünftige Anwendungen bei SFS«, bestätigt Werner Ryser abschließend.
Der Autor
Dipl.-Ing. Thomas Exenberger