Langdrehautomat mit Spanbrecher-Technologie
Mit der Zweiten dreht man besser
Bei der Automatendreherei Stammeier fliegen die Späne – und das nun sogar sehr kontrolliert dank einer neuen Cincom L20-2M8 mit ‘LFV-Technologie‘ von Citizen Machinery. Sie ergänzt die vorhandene Cincom L32-1M8 und erweitert die Optionen für Kunden in der Region enorm.
25. April 2025
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Vor über 30 Jahren gründete Reinhard Stammeier seine CNC- und Automatendreherei, um zunächst für Kunden aus der Umgebung Präzisionsdrehteile in hoher Qualität herzustellen. „Was klein und im Nebengewerbe begann, entwickelte sich nach und nach zu einem Fulltime-Job mit zahlreichen renommierten Geschäftspartnern. Für diese fertigen wir nach Zeichnung auch komplexere Bauteile in Klein- und Großserien“, fasst der Geschäftsführer und Firmengründer die drei Jahrzehnte zusammen.
Zaghafter Vorstoß in Richtung CNC
Waren es zu Beginn drei Kurvenautomaten, stehen mittlerweile 14 Automaten in der Fertigung. Hauptsächlich für Abstecharbeiten im Einsatz, schaffen die Maschinen je nach Werkstück bis zu 450 Teile pro Stunde. „In Sachen Tempo kommen andere Maschinentypen bei den Kurvenautomaten nicht mit, bei der Teilekomplexität waren wir dagegen ziemlich eingeschränkt“, gibt Reinhard Stammeier zu. „So kam 2009 die erste CNC-Maschine, obwohl ich großen Respekt davor hatte. Also stellten wir einen erfahrenen Programmierer ein, von dem ich mir den Umgang mit der Technologie abschauen konnte.“
Mit steigendem Auftragsvolumen und Serien größer 10.000 Stück kam jedoch die Revolvertechnik der eingesetzten Maschinen an ihre Grenzen. So führte der Weg zur EMO Hannover und dort zum Stand von Citizen Machinery Europe. „Schon auf der Messe hat uns der Langdreher Cincom L32 wegen seiner vielfältigen Möglichkeiten überzeugt. So sehr, dass wir ihn vom Fleck weg bestellten“, berichtet Reinhard Stammeier schmunzelnd.
Große Stückzahlen, hohe Qualität
Und so kam die ‘Cincom L32-1M8‘ im Januar 2018 auf den Hof in Stemwede-Sundern. Wegen ihrer Vielseitigkeit war sie recht bald gut ausgelastet, „und hat uns zahlreiche Möglichkeiten eröffnet, an die vorher gar nicht zu denken war“, ergänzt der Sohn des Firmengründers und Mitgeschäftsführer. „Unterschiedlichste Werkstücke in allen möglichen Komplexitätsstufen konnten wir durch schnelles Umrüsten und dank der einfachen Bedienbarkeit problemlos herstellen. Sogar kleinere Serien mit 3000 bis 5000 Teilen lohnten sich.“ Schließlich war die Auftragslage so gut, dass die Familie Stammeier über eine Erweiterung nachdenken musste.
Was ist besser als ein Langdreher? Zwei von der Sorte!
Alleine der Gedanke, das Abarbeiten von Eilaufträgen durch das Aufteilen der Gesamtstückzahl auf zwei Maschinen zu beschleunigen, war äußerst reizvoll. Statt aber auf eine weitere L32 zu setzen, kam bei Stammeier die Idee auf, auch kleinere Durchmesser besser abdecken zu können. „Und da sich für solche Fälle eine Cincom L20-2M8 LFV angeboten hat, fiel die Entscheidung zugunsten des vermeintlich kleineren Modells. Nicht zuletzt, weil sie durch besonders kurze Zyklus- und Nebenzeiten sowie höhere Vorschubgeschwindigkeiten glänzt“, so Reinhard Stammeier. Damit entfiel gegenüber der Ein-Maschinen-Lösung das lästige Umbauen, wenn mehrere Aufträge mit unterschiedlichen Größen auf der L32 laufen mussten. Insgesamt wurden mit der Anschaffung 50 Prozent weniger Zeit für das Umrüsten aufgewendet.
Der Dreh zum perfekten Span
Besonders überzeugt hat die Familie Stammeier die ‘LFV-Technologie‘ der neuen ‘Cincom L20-2M8 LFV‘. „Dieses Low Frequency Vibration Cutting, das ein wenig wie eine vibrierende elektrische Zahnbürste funktioniert, sorgt genau für die Art Span, die man sich wünscht: Dazu erzeugen die Antriebe der bearbeitenden Achsen oszillierende Bewegungen in X- und/oder Z-Richtung, die mit der Spindeldrehzahl oder dem Vorschub synchronisiert werden. LFV sorgt also während einer Spindelumdrehung für Richtungsänderungen der bewegten Achs, was zu sogenannten ‘Air-cuts‘ und so zum definierten Brechen der Späne führt“, erläutert Nils Westphal, Niederlassungsleiter des Citizen-Technologiezentrums West in Neuss.
Wie lang die Späne sein dürfen oder sollen, kann der Nutzer durch Veränderungen im Programm selbst bestimmen. Dazu Nils Westphal: „Haben sich erst einmal lange Späne um das Werkzeug gewickelt, gibt es beim nächsten Eingriff des Werkzeugs entweder Spannzangenalarm oder im schlimmsten Fall Schäden an der Werkstückoberfläche und damit hochwahrscheinlich ein Ausschussteil. Mit der LFV-Technologie gehören solche Szenarien der Vergangenheit an. Man erhält einwandfreie Teile.“ Mehr noch: Dank des weichen Eintauchens werden die Werkzeugschneiden geschont – und sogar die Oberflächen des Werkstücks geglättet.
Materialvorrat verkürzt Lieferzeiten
Gerade in Zeiten, in denen die Rohstoffversorgung teilweise schwierig ist, ist ein gut sortiertes Stangenlager der beste Weg zu zufriedenen Kunden. Dazu Reinhard Stammeier: „Unsere Devise gegenüber den Kunden lautet im besten Fall: Heute bestellt, morgen geliefert! Wenn aber die Materialien selbst manchmal wochen- oder monatelange Lieferzeiten haben, fliegt man schneller aus dem Kundengespräch als es einem lieb ist. Daher horten wir rund 100 Tonnen Material der gängigsten Abmessungen.“
Upgrade für bestehende Maschine inklusive
Im Zuge der Neuinstallation der L20 wurden bei der L32 neue Optionen nachgerüstet, um beide Maschinen peripherieseitig identisch aufzubauen. So sorgt eine Absaugung des schwedischen Herstellers 3nine für optimales Arbeitsklima und eine Feuerlöschanlage von Kraft & Bauer für ein hohes Maß an Sicherheit.
Ein Feature hat es dem Juniorchef besonders angetan: „Der Späneförderer! Sonst musste ich die Späne immer per Hand aus der Maschine nehmen. Der Späneförderer übernimmt das, spart mir damit Zeit und hält den kompletten Prozess wesentlich sauberer.“
Ein Ansprechpartner für Rundum-Service
Reibungslos verläuft auch die Zusammenarbeit zwischen der Familie Stammeier und Citizen. „Auch, wenn wir noch keinen richtigen Servicefall hatten, wird uns in allen anderen Belangen stets hervorragend geholfen. Sei es die intensive Beratung durch Herrn Westphal oder die Betreuung in Sachen Programmierung: Wir haben nicht bereut, zu Citizen gegangen zu sein“, bestätigt Reinhard Stammeier.
Selbst bei kniffligen Fällen stehen die Servicetechniker aus Neuss oder Experten aus Esslingen mit Rat und Tat zur Seite. Nils Westphal ergänzt: „Bei Citizen kauft man als Kunde nicht einfach eine Maschine, sondern erwirbt inklusive Peripherie und Service alles komplett nach dem Plug&Play-Prinzip.“
Investition mit Zukunft
Und so ist die Cincom L20-2M8 LFV bereits fester Bestandteil der täglichen Produktion geworden. „Die L20 steht demnächst noch besser im Futter, wenn man so will: Wir dürfen bald eine größere Serie Schweißdüsen aus Kupfer fertigen, allerdings nur 7 mm im Durchmesser. Außerdem sind 1,1-mm- und 1,6-mm-Bohrungen einzubringen sowie eine Fase, inklusive Ausdrehen und Abstechen. Da darf sich die Neue dann wirklich beweisen“, freut sich der Juniorchef auf die neue Herausforderung – und auf viele weitere.
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