Chiron Group Open House 2024

Geballtes Wissen an einem Ort

Der Turnkey-Experte Chiron Group gab anlässlich seines diesjährigen Open House gemeinsam mit über 30 Technologiepartnern praxisnahe Einblicke, wie man im Spannungsfeld aus Werkstück, Maschine und Werkzeug die im Sinne des Anwenders beste Lösung finden kann.
22. Juli 2024
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Turnkey-Lösungen, Werkzeugmaschinen, Technologien, Automation, Software und Services: die Chiron Group präsentierte sich anlässlich ihres Open House 2024 als Partner und Ideengeber für optimale Kundenprozesse© Hanser
Es sind die drängenden Fragen im Zerspanungsalltag: Mit welchen Strategien und Technologien lässt sich ein Werkstück in puncto Qualität, Produktivität und Stückkosten optimal fertigen? Welche Lösung hilft künftig der Medizintechnik weiter, welche der Automotivbranche? Wie flexibel muss eine Fertigung sein, wie weit der Prozess automatisiert? Und was bedeutet das für Service und Finanzierung?
Zu ihrem Open House verfolgte die Chiron Group das Ziel, den Besuchern zu diesen Fragen eine aktuelle Antwort zu geben. So wurden gemeinsam mit Partnerunternehmen folgende Aspekte thematisiert:

1. Komplettbearbeitung mittels Fräsen, Drehen plus Verzahnen

5-achsiges Komplettbearbeiten, Fräsdreh-Operationen in beliebiger Abfolge auf sechs Seiten und das ein- oder zweispindlig, das ist die Domäne der Millturn-Maschine ‘MT 715‘. Dr. Claus Eppler, CTO von Chiron: „In diese Baureihe haben wir die bei Chiron dominierenden Fräs-Gene mit den Produktivitätsapekten des schnellen Werkzeugwechsels und der kompromisslosen Fräspower in ein Drehmaschinen-Grundkonzept integriert.“ Vorgeführt wurde das Thema Fertigbearbeitung in einer Aufspannung inklusive Verzahnung auf einer MT 715 two+, wobei vier Verzahnverfahren Wälzschälen, Wälzfräsen, Verzahnungsstoßen (konventionell, ohne Zusatzaggregat) und Schlagzahnfräsen (Entgraten) integriert wurden, inklusive maskengestützter Zyklenprogrammierung.

2. Maschinenstabilität – strukurdynamische Sensitivität

Die Konstrukteure und Entwickler der Chiron Group haben eine Analysemethode erarbeitet, die positionsabhängige Veränderungen der direkten dynamischen Nachgiebigkeiten einer Maschine quantifiziert und bewertet. Die funktionierende Simulation ermöglicht noch stabilere Prozesse. Patrick Schreyeck, Leiter Versuch im F&E-Team von Chiron, erläuterte die Erkenntnisse am Beispiel einer DZ 22 SMT. Wir berichteten in der Ausgabe 2/24 darüber, nachzulesen hier.
Flexibel und easy-to-use: das mobile Automationssystem ‘Variocell Move‘ erfüllt die Auflagen einer grünen Automation, denn es kommt ohne Schutzeinrichtung aus© Hanser

3. Automation/Turnkey-Solutions

Es dürften heutzutage laut Claus Eppler an die 100 Prozent der Maschinen sein, die das Werk mit Automationslösung oder ausgestattet mit entsprechender Schnittstelle verlassen. Zu den relevanten Automationstrends zählt er ‘grüne Automation‘, die ohne Schutzeinrichtung auskommt, oder auch fahrerlose Transportsysteme, die Maschinen noch autonomer machen, etwa durch den Transport von Werkstücken aber auch von Werkzeugen, um die Kapitalbindung einer überbordenden Werkzeugbevorratung ohne Flexibilitätsverlust zu reduzieren. „Die Welt der Automation ist bunt geworden, daher gibt es in unserem Baukasten eigene und Drittlösungen, die nahezu beliebig zusammenspielen können.“ Applikationsleiter Matthias Keller präsentierte die drei wesentlichen Automationsgruppen, die beim Turnkey-Spezialisten Chiron eine Rolle spielen:
Die hochflexible, einfach zu bedienende, im Dialog zu steuernde und räumlich mobile Automation für den Lohnfertiger, wie sie die ‘Variocell Move‘ repräsentiert. Die beiden Variocell-Konzepte ‘Uno‘ und ‘Pallet‘ für Bauteile und Paletten, die sich variabel und kompakt an die BAZ adaptieren lassen sowie die Systemwelt ‘Variocell System‘, in die der Anwender neben dem Teilehandling Folgeaufgaben wie Nacharbeiten oder Prüfvorgänge integrieren kann. Die Steuerung dieser hochgradig kundenindividueller Lösungen erfolgt dann fallweise über ein Leitsystem, wie man es gemeinsam mit dem Partner Stecher Automation bereitstellen kann. Leiter der Automation Thomas Marquardt führte dies es an einem mit einem Variocell-System automatisierten doppelspindligen Fräsdrehzentrum DZ 22 S MT vor, das zum Open House die Serien-Komplettbearbeitung von Futterteilen bis 600 mm Durchmesser veranschaulichte.

4. Mikroproduktion

Für die Präzisionszerspanung filigraner Bauteile mit wenigen Zentimern Abmessung, allen voran für die Schmuckindustrie und die Medizintechnik, hat Chiron seit 2020 die ‘Micro5‘ im Sortiment, die mittlerweile in Tuttlingen montiert wird und als Version ‘V2‘ gibt. Die Maschine hat deutliche Vorteile hinsichtlich Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Werkstückqualität und Wirtschaftlichkeit gegenüber überdimensionierten Maschinen. Ende 2024 werden es gut 250 Maschinen sein, die ausgeliefert wurden. Knochenplatten für die Handchirurgie, Dentaltechnik, Instrumente, aber auch Teile aus der Kommunikationstechnologie und natürlich der Uhren-und Schmuckindustrie zählen zu den Zielwerkstücken nachhaltiger und ultra-präziser HSC-Mikrozerspanung mit Werkzeugen mit Durchmesser von untern einem Millimeter, entsprechenden Spindeldrehzahlen bis 60.000 min-1 und Wiederholgenauigkeiten von bis zu 2 µm. Der Footprint von unter einem Quadratmeter und Anschlusswerte von weniger als 500 Watt ermöglichen sogar eine Vermarktung via Roadshow, für die die Maschine in einen Kleintransporter integriert wurde.
Produktionsbereit im Kleintransporter: bester Nachweis für die flexible Aufstellmöglichkeiten auf kleinem Raum für die HSC-Hochpräzisions-Mikromaschine Micro5© Hanser

5. Services: ‘LifetimeSolutions‘

Über alle Phasen des Maschinen-Lebenszyklus hinweg stellt Chiron für seine Endkunden diverse Services bereit, die ebenfalls permanent aktualisiert werden. Im Fokus steht das Sichern von Produktivität und Verfügbarkeit der überwiegend im Zuge von Turnkey-Projekten konzipierten Anlagen, beginnend bei Schulungen von Bedienern und Programmierern rund um die immer komplexeren Prozesse, das beschleunigte Beseitigen von Störungen mittels hoher Ersatzteilverfügbarkeit (My-Chiron-Plattform, Ersatzteilbevorratung, Spindelreparaturservices für eigene und fremde Spindeln), gefolgt von Beratungen rund um Maschinenmodernisierungen inklusive nachträglicher Automation. Cihan Yanpinar, VP Service Sales: „Mit 500 Mitarbeitern weltweit im Service streben wir mit kurzen Reaktionszeiten rund um die Uhr eine maximale Kundenzufriedenheit an.“

6. Performance Finance

Gemeinsam mit dem Partner Siemens bietet Chiron eine neue Paketlösung namens ‘Performance Finance‘ für Neumaschinen aus dem Chiron-Group-Portfolio an. Diese besteht aus drei Modulen Full Service, IOT-Analytic und Finanzierung. Julia Pfänder, Junior Projektleiterin, erklärte: „Während der Full Service den Käufer in Form eines Rundum-sorglos-Pakets von allen Wartungs- und Reparaturleistungen entlastet, sorgt IOT-Analytic auf Basis einer getrackten Zustandsüberwachung der Maschine für ein frühzeitiges Gegensteuern bei sich anbahnenden Defekten, was zu einer Minimierung der Downtime der Maschinen führt. Das Modul Finanzierung bietet den Kunden eine maximale Flexibilität und Planungssicherheit über den Finanzierungszeitraum von 36 oder 48 Monaten. Danach kann die Maschine gekauft oder an den Eigentümer und Finanzierer Siemens zurückgegeben werden.“ Bei zurückgenommenen gebrauchten Maschinen setzt Siemens wiederum auf den Partner Chiron, etwa in Form des Retrofit-Spezialisten der Gruppe, CMS, sodass die Maschine rasch wieder für einen zweiten Lebenszyklus bereit steht.