Der Motor stottert

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Über die schwierige Lage des deutschen Mittelstands wird viel geschrieben und noch mehr gesprochen. Denn die Auswirkungen aktueller Faktoren wie Fachkräftemangel, digitale und energiepolitische Transformation, regulatorische Herausforderungen und die Folgen globaler Handelskonflikte betreffen den gesamten Wirtschaftsstandort. Mit direkten Auswirkungen auf den Maschinenbau, wie Franz-Xaver Bernhard, Vorsitzender des VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) und Vorstandsvorsitzender der Berthold Hermle AG, anlässlich der VDW-Jahrespressekonferenz zur Lage feststellte: Die weltweit sinkende Auftragslage werde von einer noch stärker schwächelnden Inlandsnachfrage begleitet. Zu groß sei die Verunsicherung vor allem bei kleineren und mittleren Unternehmen, die zu tief unter dem Radar für staatliche Einzelmaßnahmen fliegen.
Stattdessen werden auch KMU zunehmend mit bürokratischen Hemmnissen wie dem Gesetz zur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette (LkSG) konfrontiert, das die Verantwortung für Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen in den Herkunftsländern hierzulande für produzierende Unternehmen gerichtsbar macht. Explizit davon ausgenommen werde nur der Finanzsektor. Die Zeche sollen also einmal mehr diejenigen zahlen, die echte Wertschöpfung, Innovation und Beschäftigung im Land sicherstellen.
Gleichzeitig häufen sich Meldungen von Unternehmen, die im Ausland, sei es innerhalb der EU oder in Übersee, bessere Standortbedingungen erkennen und ihre Produktion entsprechend verlagern wollen. Hat die Politik die Belastungsgrenze falsch eingeschätzt und würgt nun den industriellen Wohlstandsmotor der letzten Jahrzehnte ab? Zumindest nicht ganz ohne Gegenwehr, die allerdings nicht als wütender Treckerfahrer, sondern in Form eines Briefes von über 18 Mittelstandsverbänden an die Ministerpräsidenten daherkommt. Sie fordern die sofortige Umsetzung der unter dem Namen ‘Wachstumschancengesetz‘ versprochenen Förderzusagen und Steuererleichterungen für den Mittelstand. Bleibt zu hoffen, dass damit auch reale Entlastungen verbunden sind, um dem Wirtschaftsmotor wieder zu mehr Rundlauf zu verhelfen.